Die Backkurse im Bellavista Gefängnis haben wir am Freitag offiziell beendet. In einem separaten Bereich von Bellavista (Patio 16) hatten wir zwei Wochen eine Gruppe von 4 Männern, im großen Gefängnisbereich haben wir 14 Jungs und Männer in zwei Gruppen von jeweils 7 Leuten je eine Woche unterrichtet. Die Insassen sind jeweils auch in den Backstuben tätig und produzieren Gebäcke wie Croissants, Milchbrötchen, Kekse und Arepas (Maisfladen), die zur internen Verpflegung oder zum Verkauf in den Gefängniskiosken dienen. Zur Verabschiedung haben wir uns am Freitag nochmal mit der ganzen Gruppe in Bellavista getroffen, um gemeinsam die letzten beiden Rezepte auszuprobieren, kolumbianische Linzertorte (mit Maulbeermarmelade statt Himbeer – schmeckt super!) und Russischer Zupfkuchen (perfekt für Kolumbianer, da er süß ist und sowohl Schokolade als auch „Käse“ enthält 😉 ). Die Jungs haben zur Verabschiedung eine riesige Pizza gebacken und sogar bei der war der Boden süß! Unglückliche Kombi aber die Geste zählt und die kam von Herzen und da hätte von mir aus noch viel Schlimmeres drin sein können! Außerdem gab’s (eigentlich unbezahlbarem) Apfelsaft für uns beide und der Chef, Gonzales, der Wächter der INPEC, der für die Backstube zuständig ist, hat für seine Jungs ne Cola springen lassen. Davon kostet im Gefängnis ein Liter gute 10 Euro und bedeutet den Jungs daher umso mehr, was mir einmal mehr gezeigt hat, was für ein feiner Mensch dieser Mann ist. Man spürt ihm die Liebe zu seinen Bäckerjungs ab, die er mit einer Autorität und gleichzeitigen Gutmütigkeit im Griff hat und sich dafür einsetzt, denen, die wollen, die bestmöglichen Chancen zu bieten. So hilfreich und zuvorkommend, hat uns Rezepte kopiert, Zutaten eingeschleust und jeden Tag den offiziellen Kameramann des internen TV-Kanals bestellt, dem wir hervorragende Fotos (und Videos) verdanken! Die gibt’s aber erst am Donnerstag, weil unser USB-Stick zu klein war für die Datenmenge 😉 Liebe Worte zum Abschluss und ich bin so dankbar und erfüllt von den guten Beziehungen, die wir in den zwei Wochen knüpfen konnten. Am liebsten würde ich 3 von den Jungs mitnehmen und sie hier als vielversprechende Lehrlinge anstellen. So weit ist das Baumkuchenbusiness leider noch nicht, aber wer weiß, was sich noch ergibt.
Im Patio16 haben sie uns einen Dankesbrief geschrieben und mein größter fachlicher Erfolg ist, dass sie tatsächlich das ein oder andere Rezept in ihr Repertoire aufnehmen werden. Ab jetzt kann man im Bellavistagefängnis nämlich Sachertorte bestellen! Mit den INPEC-Jungs von dort steht noch ein Abendessen im besten Burgerrestaurant aus, allerdings erst nachdem die Art des Treffens auf platonisch festgelegt wurde 😉 Iris ist im Kurzurlaub an der Küste, so dass ich die Teilnahmezertifikate heute noch allein überreicht habe und ich hoffe, dass es hilft, den zukünftigen Arbeitgebern der Jungs die Augen für die Persönlichkeiten und ihre Bereitschaft zu öffnen, die hinter dem Label „straffällig“ oft nicht gesehen werden (wollen).
Auch die zwei Gespräche, die wir mit dem Gefängnisdirektor hatten, waren sehr positiv. Er hat die Vision einer gefängnisinternen Bäckerei/Konditorei, die auch Produkte nach außen verkauft und man nimmt ihm ab, dass es ihm ein wirkliches Anliegen ist, dass Gutes aus Bellavista kommt. Dass sich das Bild der INPEC als Schlägertruppe und des Gefängnisses als Verbrecherbrutstätte und Fightclub ändert und sowohl national als auch über die Landesgrenzen hinweg bekannt wird, dass hier von so vielen Freiwilligen, Angestellten und Insassen eine gute Arbeit gemacht wird. Und was könnte das besser veranschaulichen als ein Stück saftige Sachertorte oder die kolumbianische Version der Linzer Torte?! 😉 Auch die Confraternidad, für die wir hier unterwegs sind, hat die Idee einer Konditorei außerhalb der Gefängnismauern, in der man ausbilden und ehemaligen Häftlingen den Wiedereinstieg in Gesellschaft und Arbeitsleben erleichtern kann. Diese Woche werde ich mich noch mit dem Chef zusammensetzen und besprechen, wie sich das gestalten könnte und welche Rolle der ein oder andere deutsche Handwerker dabei spielen könnte…
We officially finished the baking classes in Bellavista Prison last Friday. In a separate area of the prison (Patio16), we had a group of 4 men for two weeks in a row and in the main are we had two groups of 7 guys each for one week. The inmates are regularly working in the prison’s bakery and pastry shop and have a daily production of croissant, sweet rolls, cookies and arepas (corn bread) that is being handed out as lunch or sold in the internal shops. Last Friday we met with the whole group in Bellavista to say goodbye and make the last two recipes – a Colombian version of an Austrian Pie (with mulberry instead of raspberry – really nice twist) and Chocolate Cheesecake (perfect for Colombians, since it has a lot of sugar, chocolate and “cheese” 😉). The boys made a huge pizza for us (with sweetened dough!) and served us practically unaffordable apple juice, accompanied by really nice words of appreciation and thanks. I love them and I’m amazed and so thankful for the great connections we were able to make in such a short time. Coke (which is about 10€ for a litre within prison walls) for the boys was on the INPEC guard in charge of the bakery, Gonzalez, a truly good guy. He treats them with such respect and benevolence, trying to give those who want it the best chances. He was so helpful and attentive, copied our recipes, got our ingredients in (without special permission) and made the photographer of the internal TV channel come every day and take thousands of pictures (which will appear on Thursday 😉). How I will miss it and would love to take 3 or 4 of the boys with me and employ them as very promising apprentices! Too bad my business is not established enough yet but who knows what the future holds…
The group of Patio16 wrote an amazing letter of thanks for us and my biggest professional success is that they will incorporate some of the recipes I gave them into their menu. From now on you can order Austria’s famous Sacher Torte in Bellavista Prison, Medellín - that's so cool! Iris travelled to the coast for a couple of days, so today I went in and presented their participation certificate to the boys who were really proud. I hope it will make their future employers see that behind the label ‘offender’ is a personality with lots of motivation to do better.
Also, our meetings with the prison governor were really positive. He’s got the vision of a internal bakery selling products on the outside. You can feel how much it matters to him that there is good stuff coming out of Bellavista, that the public image of the INPEC guards as goon troup and the prison as fight club and breeding ground for criminals changes. And that people within and across Colombian borders could recognize the good work that is done by so many volunteers, employees and inmates. What could serve this goal better than a rich chocolate cake or the Colombian version of raspberry pie?! 😉 To have a bakery and store outside of prison to offer former inmates an education and easier re-entry into society and work life, is one of the visions of the Confraternidad I am working for. This week, I’ll sit down with the boss and have a talk about how to do that and which role German craftsmen might play in the whole process…
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Bärbel Sterzenbach (Dienstag, 07 August 2018 20:02)
Herzlichen Glückwunsch zu dem gelungenen Projekt! Ich hoffe, dass sich noch viel mehr Gutes für die "Bäckerjungs" entwickelt!