Die ersten kolumbianisch-schwäbischen Brezeln waren ein voller Erfolg! So wie die ganze erste Woche Backkurs im Gefängnis Bellavista: Zuerst einmal haben unsere Produkte auch mit den lokalen Zutaten funktioniert, was mich positiv überrascht hat (da hat sich die Hochzeitstorte in England schwieriger gestaltet...). Auf dem Programm standen Flachswickel, zweierlei Apfelkuchen, schwäbische Brezeln, Linzer und Sacher Torte. Geschmack und Textur haben einen kolumbianischen Touch, aber insgesamt sind wir nah dran am deutschen Vorbild. Wir konnten super Beziehungen zu den Jungs aufbauen und die Atmosphäre während der Kurse ist super entspannt und lustig. Das Schicksal der deutschen Bäckerzunft liegt wohl in den Händen kolumbianischer Häftlinge, die in Zukunft scharenweise kommen, um mit Begeisterung Brezeln zu schlingen - Spaß, aber sie sind mit einer wahren Arbeitswut bei der Sache und noch nie hab ich so ein motiviertes und lernwilliges Publikum gehabt. Was mich ganz besonders berührt, sind die Geschichten und die Lebendigkeit in den Augen dieser Jungs, die teilweise ihre Eltern haben sterben sehen oder seit 11 Jahren in einem der ehemals brutalsten Gefängnisse Amerikas sitzen - Jungs mit Träumen und einer Begeisterung für Motorräder und deutsche Autos wie meine Berufsschüler. Außerdem ist es so schön zu sehen, wie ein bisschen Schokolade und echtes Interesse wieder einmal Herzen und Türen öffnet, so dass auch viele gute Begegnungen mit der Gefängniswache INPEC möglich sind, zu der das Verhältnis in letzter Zeit nicht gerade entspannt war. Coole Typen, die für so manchen Spaß zu haben sind und die Abwechslung und das Backen mindestens genauso sehr genießen wie die Häftlinge - und auch erfrischend ehrlich sind mit ihrem Urteil: Flachswickel sind eindeutig nicht süß genug für kolumbianische Gaumen und alles ist generell besser mit gesüßter Kondensmilch ;) Es ist und bleibt ein krasses Umfeld mit krasser Geschichte und weiterhin vielen Herausforderungen und Unstimmigkeiten, aber mir begeget hier so viel mehr Dankbarkeit, Offenheit und Wertschätzung der Menschen untereinander und uns gegenüber als im gesetzten und gesättigten Europa, dass wir uns kein Stück unwohl oder unsicher fühlen.
The first Swabian-Colombian Prezels were a total success. Just as the first whole week of baking class in Bellavista prison: first of all our recipes worked fine with local ingredients, which is rather unexpected (bakine wedding cake in London didn't work quite as well...) and we produced Swabian pastries, two kinds of apple pie, prezels, linzertorte and sachertorte (two typical German cakes). They do have a Colombian touch in terms of taste and texture, but in general we did a really good job. It's great to get to know the guys and the atmosphere during class is super relaxed and funny. I'm afraid the destiny of the German bakery lies in the hands of Colombian prisoners who'll be invading Germany to enthusiastically form prezels - just kidding, but I've never had such a motivated and quick learing audience. It really touches me to see the life in the eyes of these guys who often have a history of brutal violence, vengeance and decades spent in a prison that used to be one of the most dangerous in the western world - guys with dreams and a passion for motorbikes and German cars just like my students at home. Another encouraging experience is to see that a bit of chocolate and real interest in people is able to open hearts and doors that used to be closed - that is the case with the prison guards, INPEC, who are cool guys who love to chat and joke and are just as happy to be part of the class as the prisoners and taste the results. And give their opinion just as happily: German pastries are not sweet enough for Colombian palates and in general everything is better when topped with sweetened condensed milk ;)But it still is a tough environment with a brutal history and yet many challenges and problems to tackle, but I feel so much more thankfullness, openness and appreciation among the people and towards us than I often do in our set Europe sated with peace and luxury, that we do not feel uneasy or unsafe at all.
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